Alle Jahre wieder wird der Weihnachtsbaum geschmückt. Unzählige von Tannenbäumen werden ihres meist noch jungen Lebens beraubt, damit wir Menschen sie ein paar Wochen lang in unseren Wohnzimmern aufstellen können. In dieser Zeit schmücken wir sie zärtlich, gießen und pflegen sie — bevor wir sie Anfang Januar einfach lieblos zum Sperrmüll geben.
Zugegeben, ich gehöre auch zu den Anhängern echter Weihnachtsbäume. Weihnachtsbäume aus Plastik sind einfach Kitsch! Aber ich glaube auch an Reinkarnation — also stelle mir einfach vor, dass ich vielleicht mit dem Kauf eines Tannenbaumes auch eine Seele befreit habe. Eine Seele, die es einfach nur leid war, Jahrein, Jahraus bei Wind und Wetter als Baum auf einem Feld zu stehen und die sich dabei noch nicht einmal gegen das kitzelnde Gefühl erwehren konnte, dass bspw. ein an ihrem äußeren Erscheinungsbild emporkletterndes Insekt verursachte!! Naja, so kann man sich jedenfalls alles schön reden.
Aber woher kommt der Unsinn, sich zu Weihnachten einen Nadelbaum ins Haus zu holen? (Der Brauch ist immerhin schon sehr alt – pre Staubsauger sozusagen. Aber da sich früher eh nur die Oberen Zehntausend einen Weihnachtsbaum leisten konnten, hatten die wahrscheinlich auch genug Personal, das die rieselnden Tannennadeln mit der Goldpinzette vom Boden aufpickte.) Trotzdem! Wer bedenkt sich eigentlich so einen Sch….?! Erst der Aufwand einen geeigneten Baum zu finden (selig sind die, die einen Kleinbus oder Transporter fahren oder zumindest jemanden im Bekanntenkreis haben, der ein entsprechend großes Fahrzeug besitzt und sich für den Transport des Weihnachtsbaumes aufopfert!!) Dann muss das Ding in die Bude (die armen Schweine die im 5. Stock ohne Fahrstuhl wohnen.) Danach muss der Baum gerade in den Ständer und gerade und gerade liegen oft im Blick des Betrachters. …Und bis dann erst mal die Beleuchtung schön gleichmäßig im Baum hängt… . Da haben sich Leute schon wegen geringfügigeren Lappalien volllaufen lassen! Ganz abgesehen davon: ist es nun schöner den Baum mit der Beleuchtung zu umwickeln, wie einen Spieß-Braten, oder soll man nicht doch lieber einzelne Lichterketten senkrecht in den Baum hängen? Letzteres wirkt auf jeden Fall imposanter, zumindest bei sehr großen Bäumen. Wahrscheinlich ist es deshalb auch typisch Amerikanisch. Und dann die Beleuchtung selbst! Lieber LED oder klassische Beleuchtung in Kerzenform? (Es soll ja sogar noch Dumpfbacken geben, die echte Kerzen in den Baum stecken und sogar anzünden. Da kann ich doch besser gleich im Wohnzimmer ein Lagerfeuer machen und Marshmallows grillen!)) Dann die Farbe der Beleuchtung: weiß, matt-weiß oder gar bunt? Mit Bling-Bling oder ohne?
(Zu dem Bling-Bling fällt mir ja noch eine ganz andere Geschichte ein, aber die ist nicht so ganz salonfähig. Theo und ich waren nämlich im ersten Jahr unserer Bekanntschaft über Weihnachten in einem Hotel in Andorra und Theo wollte unbedingt, dass die Hotelleitung uns einen Weihnachtsbaum aufs Zimmer stellte — koste es was es wolle! Nun ja, das Hotel war eine 5 Sterne Herberge und man erklärte mir telefonisch, dass man selbstverständlich für einen Weihnachtsbaum sorgen würde und selbstverständlich kostenlos. Lange Rede kurzer Sinn: der Baum war aus Plastik mit buntem Bling-Bling und so mancher LKW Fahrer hat in seinen Führerhaus auf dem Armaturenbrett einen Weihnachtsbaum, der größer ist, als das Gestrüpp dass man uns damals ins Zimmer stellte!! Theo hatte da natürlich so eine Idee mit dem Weihnachtsbaum verknüpft, die sich aber angesichts der fehlenden Dimensionen nicht in die Tat umsetzen ließ.)
Doch genug der Schwelgerei in vergangenen Zeiten! Nach dem Anbringen der Beleuchtung macht das Schmücken des Weihnachtsbaumes dann jedoch richtig Spaß — falls man dabei nicht von der Leiter fällt. Bei mir geht das Schmücken am besten mit guter, lauter Launch Musik und einem großen Glas italienischem Rotwein. (Bloß keine Weihnachtsmusik, außer „Last Christmas“ ertrage ich das nicht.) Øsel sagt mir dann, wo der Schmuck hin soll und ich häng‘s rein. Die Weihnachtskugelfarbe 2014 ist übriges lindgrün (optimale Tarnfarbe für Tannenbäume) oder kupferfarben. Beides vorzugsweise mit Straß-Steinchen besetzt. Bei uns ist der Baum allerdings immer in den Farben rot, braun, weiß und gold geschmückt, wobei wir jedes Jahr 3-4 Kugeln dazu kaufen. Und natürlich bestehe ich auf einer echten Nordmanntanne.
Ich persönlich habe allerdings auch jede Menge Unsinn in meinem Weihnachtsbaum hängen — kleine Pariser und Nacktärsche zum Beispiel. (Wer genau hinsieht, wird auf dem Foto oben, von meinem Weihnachtsbaum, den Nacktarsch auch nur unschwer übersehen können!) Und jede Menge kleine Fliegenpilze! Die wachsen zwar nicht auf Bäumen, aber das tun Franzosen und unbekleidete Hinterteile ja auch nicht. Und zudem — es soll ja sogar Menschen geben, die sich immer noch Lametta in ihren Baum hängen und das, obwohl Lametta in Weihnachtsbäumen schon out ist, seit Cher die feinen Aluminiumstreifen zur Herstellung von Perücken zweckentfremdete. Und weil es mir dennoch auch immer ein wenig leid um den Baum tut, der sein Leben lassen musste (egal, ob ich ihn nun vom kitzelnden Gefühl auf ihm herumkriechender Käfer bereit habe oder nicht), stellen wir unseren Baum auch immer schon in der ersten Dezemberwoche auf — so haben wir jedenfalls etwas davon!
Aber wer ist nun eigentlich auf die Schnapsidee gekommen, sich ausgerechnet ein möglichst großes Nadelgewächs zu Weihnachten ins Wohnzimmer zu stellen? Immerhin lassen wir ja zu Osten auch keine 10 Wildhasen durch die Wohnung hoppeln. Ich habe dazu eine Webseite gefunden, die den Brauch des Weihnachtsbaumes genauestens erklärt: (http://www.waldwissen.net/lernen/forstgeschichte/wsl_weihnachtsbaum/index_DE)
In Kurzform sei dazu gesagt, dass der Brauch wohl schon auf die vorchristliche Zeit zurückgeht. Damals verkörperten immergrüne Pflanzen die Lebenskraft und das Grün gab den Menschen im Winter Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings. Später wurde dann im Christentum zu Weihnachten ein Krippenspiel aufgeführt, wozu unter anderem auch die Darstellung von Adam und Eva im Paradies gehörte und wo ein mit Äpfeln behangener Paradiesbaum natürlich nicht fehlen durfte. Nur woher nimmt man im Winter einen Baum, der nicht nur aus kahlem Geäst besteht? Also nahm man eine immergrüne Tanne, schmückte sie mit Äpfeln — und fertig war der Paradiesbaum, aus dem dann später der Weihnachtsbaum wurde. Kreative Gemüter, wie bspw. ein Bäcker aus Süddeutschland, der im 15. Jahrhundert seinen „Paradiesbaum“ mit Früchten und Leckereien aus der Backstube behängte, förderten dann diesen Brauch von der geschmückten Tanne zu Weihnachten. Aus den roten Äpfeln, die ursprünglich einmal den Paradiesbaum schmückten, wurde dann im Laufe der Zeit die (rote) Weihnachtskugel. Dann kamen Warenhäuser, wie Karstadt, im 19. Jahrhundert und vermarkteten Weihnachtsbaumschmuck und plötzlich gab es Weihnachtsbaum-Kugeln in allen Farben, Formen und Größen. So gesehen können wir jedenfalls froh sein, dass die verbotene Frucht einst ein schöner, runder Apfel war und nicht eine krumme Banane. Wer weiß, welcher Weihnachtsbaumschmuck sich daraus entwickelt hätte. Oder was wäre heute, wenn Eva damals die Schlange selbst, statt des Apfels verspeist hätte? Gegrillte Schlange kann auch nicht schlimmer schmecken, als gegrillte Spinnen! Aber wahrscheinlich kannten Adam und Eva auch kein Feuer im Paradies. Sushi kannte man damals bestimmt auch noch nicht und Schlange roh ist bestimmt auch ziemlich fett. Und damit tut sich mir schon eine neue Frage auf: Waren die beiden etwa Veganer? Das wäre doch vielleicht mal ein Thema für einen neuen Blog: Ich verwandele mich in einen Historiker und recherchiere das Leben von Adam & Eva, nebst psychologischem Profil.
Zurück zum Weihnachtsbaum. Fazit ist jedenfalls, dass das Beschaffen, Aufstellen und Schmücken ganz schön viel Stress sein kann, jedenfalls wenn man keinen dieser aufklappbaren Plastikbäume aus China möchte, die schon inklusive integriertem Schmuck und Beleuchtung geliefert werden. Diese Weihnachtsbäume gibt es sogar in rosa und mit Bratapfelduft — einfach aufklappen, wie einen Regenschirm, das Kabel ab in die Steckdose und schon kann der Weihnachtsmann kommen. Manche dieser Bäume singen sogar und imitieren dabei Elvis‘ Hüftschwung. Wobei — Hand auf’s Herz: Weihnachten ohne Schnee ist wie Sex ohne Mann, da hilft auch der schönste Weihnachtsbaum nicht.
P.S.: Übrigens schreibe ich diesen Blog abends gegen 21.30 Uhr. Seit ich mit dem Thermomix koche habe ich eben viel mehr Zeit. Heute gibt es Lasagne. Leider hatte ich bei der Auswahl des Rezeptes nicht auf die Zubereitungszeit geachtet. Diese beträgt immerhin zweieinhalb Stunden (inkl. der Zeit, wo die Lasagne in den Ofen muss.) Heute wird es also mit dem Abendessen etwas später.
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